Während bei uns Menschen die „positiven“ Emotionen stets willkommen sind, so sind die „negativen“ Emotionen in den Augen der meisten etwas was man besser nicht fühlen sollte. Am besten lässt man negative Emotionen erst gar nicht zu.
Doch kann man das so einfach beschreiben? Ist da nicht grundsätzlich schon ein Denkfehler im System? Sollte man überhaupt Gefühle in positiv und negativ unterteilen?
In diesem Artikel möchte ich dich auf 4 Dinge hinweisen, die du im Umgang mit „negativen“ Emotionen besser lassen solltest und 3 Regeln wie du Gefühle zukünftig besser betrachten und loslassen kannst. Zusätzlich beschreibe ich zum Schluss des Artikels eine Hilfestellung für Momente, in denen dich „negative“ Emotionen zu überschwemmen drohen.
Grundsätzlich ist es ja so, dass unsere Gefühle unseren Gedanken folgen. Wenn du also negative Gedanken hast, dann stellen sich zwangsläufig negative Gefühle ein. Umgekehrt solltest du also bei positiven Gedanken auch positive Gefühle haben.
Somit findet man schnell die Anhänger des positiven Denkens. Du hast also von nun an einfach keine negativen Gedanken mehr, denkst nur noch positiv und somit sollten sich dann auch keine negativen Gefühle mehr einstellen. Ergo brauchst du negative Gefühle dann auch nicht aushalten.
In der Psychoanalyse hingegen wird empfohlen sich intensiv mit seinen negativen Gedanken und Gefühlen auseinanderzusetzen, um sie schlussendlich verarbeiten zu können.
Neurowissenschaftlich betrachtet wissen wir heute wiederum, dass unser Gehirn sich dahingehend verändert, wie wir es nutzen. Beschäftigst du dich also zu viel mit deinen negativen Emotionen, dann bilden sich neue Synapsen in deinem Hirn und – vereinfacht gesagt – lernst du so mehr negative Gedanken und Gefühle zu haben.
Es gibt also verschiedene Sichtweisen dazu. Konzentrieren wir uns zunächst auf einige Dinge, die in diesem Zusammenhang nicht gut funktionieren oder dir meistens einfach nicht guttun.
Dies ist wohl eines der beliebtesten Methoden um zu versuchen mit negativen und unerwünschten Emotionen umzugehen. Leider funktioniert das nicht. Je mehr du versuchst Gedanken und Emotionen zu verdrängen, desto stärker kommen sie zurück. Es ist wie ein Bumerang, der immer wieder zu dem zurückkommt, der ihn von sich wegwirft.
Menschen versuchen also zunächst mal negative Emotionen unter Kontrolle zu halten. Du kannst dir vermutlich unschwer vorstellen, dass Kontrolle immer einen Preis hat. Kontrolle bedarf Energie. Wenn du also negative Emotionen immer wieder kontrollieren musst, dann brauchst du einfach zusätzliche Energie.
Kein Wunder also, dass du dich vielleicht im Laufe der Zeit immer kraftloser fühlst, denn wenn du viele verschiedenste Emotionen kontrollieren möchtest, dann wird der Energieaufwand dafür immer größer und größer.
Mit der Zeit stellen sich dann oftmals auch gesundheitliche Probleme ein. Bluthochdruck ist z.B. eines der häufigen Symptome. Oder Schlaflosigkeit und daraus folgend Müdigkeit und Antriebslosigkeit.
In unserer Gesellschaft ist es weit verbreitet Gefühle, die wir nicht spüren wollen zu dämpfen. Z.B. mit Alkohol oder mit Drogen oder mit Medikamenten. Und tatsächlich haben Menschen mit dieser Methode kurzfristig auch Erfolg.
Doch was bringt das auf lange Sicht? Eins ist sicher: Es zieht ganz neue und ggf. auch viel größerer Konsequenzen nach sich. Oftmals geraten Menschen hierüber in eine Abhängigkeit und zudem schafft es oft sehr ernsthafte gesundheitliche Probleme.
Mit der Zeit werden immer größere Mengen konsumiert um sich zu betäuben, doch eins bleibt immer gleich. Sobald der „Rausch“ nachlässt, sind die Gedanken und Gefühle wieder da, weil es eben keine echten und nachhaltigen Lösungen sind.
Hier findet oft das genaue Gegenteil der Unterdrückung, der Kontrolle von Emotionen statt. Stundenlange Schimpfattacken oder tagelanges im Bett liegen und schluchzen. Ein sich immer wieder in diese negativen Emotionen hinein begeben ohne heraus kommen zu wollen.
Natürlich ist es gut seine Emotionen zu zeigen und diese zu fühlen. Doch sich darin zu verlieren ist genau so wenig sinnvoll wie die Kontrolle darüber haben zu wollen und zu verdrängen.
Wenn du dich stunden- oder tagelang in ein negatives Gefühlsbad begibst, dann gibst du die Kontrolle darüber komplett ab. Du tust so, als wenn du nichts dagegen tun könntest und beginnst dich darin zu verlieren. Du nimmst also quasi die Opferrolle ein und begibst dich in eine Art „Selbstaufgabe“. Daraus folgt dann in der Regel eine nicht angemessene „Passivität“, du hörst auf zu handeln, fühlst dich hilflos.
Wem geht es gerade am schlechtesten? Wer bekommt den Pokal für das miserabelste Leben? Du findest immer Mitstreiter und Mitverfechter des „Mir geht es noch viel schlechter“ Ansatzes. Und gemeinsam immer tiefer im Sumpf zu versinken hat manchmal sogar Wettbewerbscharakter.
Hier wird es langsam gefährlich, denn wenn Menschen sich lange genug mit negativen Emotionen identifizieren, dann machen sie diese irgendwann zu ihrer Identität. Das ist dann die Ebene des „Ich bin…“. Diese Ebene ist stark wirksam, denn sie hat einen starken Einfluss auf dein Verhalten. Und wenn du nur stark genug daran glaubst, dann verhältst du dich irgendwann entsprechend. Und so stellen sich über dieses Verhalten dann immer häufiger auch Misserfolge ein, die du durch dein eigenes Verhalten hervorgerufen hast.
Nun ist es jedoch auch so, dass Menschen diese ganzen Strategien nicht immer aus Bequemlichkeit oder Unwillen heraus anwenden. Vielmehr ist es oft so, dass viele dieser Verhaltensweisen erlernt sind.
Vielleicht wurde dir in der Kindheit gesagt du müsstest deine wahren Gefühle vor der schlechten Welt da draußen verbergen, sonst würdest du untergehen. Oder dir wurde eingetrichtert:
Manchmal war es vielleicht auch so, dass in der Familie gar nicht über Gefühle gesprochen wurde oder Probleme einfach unter den Teppich gekehrt wurden. Oder Probleme wurden mit Wein und Bier ertränkt.
Mit der Zeit hast du dann zwangsläufig verlernt mit deinen Gefühlen gut umzugehen und diese als richtig und wichtig anzunehmen.
Als allererstes macht es Sinn, deine Sichtweise auf Emotionen mal grundsätzlich zu überdenken. Macht es überhaupt Sinn Gefühle in positiv und negativ zu unterteilen? Ist es nicht vielmehr so, dass du einige Gefühle lieber fühlst als andere?
Und das ist auch völlig verständlich, gehen doch oft auch körperliche Reaktionen mit Gefühlen einher. Wenn du verliebt bist, dann öffnet sich dein Herz-Raum und du bist voller Lebendigkeit und du hast die berühmten Schmetterlinge im Bauch. Die Lebensenergie in deinem Körper strömt viel intensiver und verleiht dir einen sanften Rausch der Sinne.
Hingegen hast du bei anderen Gefühlen einen Kloß im Hals oder dir wird schlecht. Vielleicht spürst du auch eine Enge in der Brust und dir bleibt sprichwörtlich die Luft weg. Und ich kann verstehen, dass dies alles sehr unangenehm ist. In diesen Momenten zu „bleiben“ ist wahrlich eine Herausforderung.
Deine Gefühle sind jedoch deine bedingungslosen Verbündeten. Und zwar alle. Ausnahmslos. Sie haben einen tieferen Sinn und machen uns auf etwas aufmerksam. Sie sind wichtig für uns und unser Überleben. Oder sie übernehmen wichtige Funktionen.
Schauen wir uns mal kurz die Emotion Freude an. Wenn du in einem freudvollen Zustand bist, dann lernst du beispielsweise wesentlich schneller. Du kannst das gut bei Kindern beobachten. Sie haben Freude an allem Neuen was es zu entdecken gibt. Und in dieser Freude inhalieren sie quasi alle notwendigen Lernschritte.
Und auch als Erwachsener bleibt dir diese Fähigkeit, diese Funktion der Freude erhalten. Vielleicht hast du ein schönes Hobby und obwohl es vielleicht aufwändig ist dieses Hobby zu betreiben, empfindest du immer wieder Freude daran und überwindest Hürden.
Deine Gefühle sind deine Verbündeten und haben eine Funktion.
Genauso wie Freude eine Funktion hat, so haben auch andere Gefühle, die du nicht so gerne fühlst eine wichtige Funktion. Machen wie ein paar Beispiele:
Wut kann dich beispielsweise darauf hinweisen, dass du dich schlecht behandelt fühlst. Vielleicht hat jemand dich völlig zu Unrecht kritisiert und dich sogar versucht nieder zu machen. Und wenn du dich nicht ausreichend gewehrt und abgegrenzt hat, dann kann es sein das du anschließend wütend bist. Im Grunde bekommst du durch die Wut den passenden Hinweis für dich und dein Verhalten.
Du bist mit deinem Partner auf einer Party und dein Partner unterhält sich mit jemand anderem. Die beiden haben tierischen Spaß, lachen laut und amüsieren sich köstlich. In dir steigt Eifersucht auf. Wann habt ihr beide Euch das letzte Mal so köstlich amüsiert?
Trauer ermöglicht es uns einen Verlust besser zu verarbeiten. Sie weist uns darauf hin, dass wir etwas für uns sehr Wertvolles im Leben verloren haben. Studien zeigen, dass Menschen die diese Trauer zulassen auch viel schneller über sie hinwegkommen als diejenigen, die Trauer verdrängen.
Angst weist uns auf eine Bedrohung oder Gefahr hin und ermöglicht es uns diese wahrzunehmen und zu bewältigen. Oftmals ist es auch so, dass Angst ein positiver Motivator sein kann. Du hast vielleicht Angst eine Präsentation vor 50 Leuten in den Sand zu setzen. Diese Angst führt nun dazu, dass du jeden Tag ein bisschen übst bist du anschließend viel sicherer bist.
Schuldgefühle stellen sich oft dann eine, wenn deine Werte verletzt wurden und du das zugelassen hast. Also ein wertvoller Hinweis fortan besser auf die Einhaltung deiner Werte zu achten.
Es geht also nicht darum diese Gefühle nicht haben zu wollen, sondern vielmehr darum sie zu akzeptieren und die darin enthaltenen Botschaften zunächst mal wahr zu nehmen.
Hast du das auch schon mal beobachtet? Kinder können innerhalb von Minuten in völlig unterschiedlichen Gefühlszuständen sein. Sie fallen auf die Nase, weinen heftig meist mehr über den Schock als über den Schmerz und sind anschließend voller Spannung beim Versteckspiel. Das ist möglich, weil sie ihre Gefühle nicht zurückhalten, sondern an Ort und Stelle ausleben und zulassen.
Perse ist also an Gefühlen nichts Schlechtes, auch wenn du natürlich einige Gefühle nicht so gerne fühlst wie andere. Was du als Erwachsener wieder lernen kannst, ist alle Gefühle wieder zuzulassen und zu fühlen. Und dann passiert etwas, was die meisten Erwachsenen vergessen haben. Diese unangenehmen Gefühle verschwinden von ganz alleine. Genauso wie sie gekommen sind, gehen sie auch wieder.
Als Erwachsener hast du vielleicht so große Angst davor Gefühle zuzulassen, weil du denkst das in dem Moment wo du es tatsächlich zulässt ein Wirbelsturm losgetreten wird und dich in die Unendlichkeit einsaugt. Doch was wirklich passiert ist das: Nichts dergleichen. Im Gegenteil. Es entspannt sich, du entspannst dich.
Sobald du also aufhörst zu kämpfen und kontrollieren zu wollen und alle Gefühle zulässt, gehen diese Gefühle genauso wie sie gekommen sind.
Zum Schluss noch eine Vorgehensweise, die dir helfen kann unangenehme Gefühle zuzulassen und dich mit Ihnen auf eine gewisse Art und Weise anzufreunden.
Probiere es am besten gleich beim nächsten Mal aus. Lass dich nicht beirren…es kommt kein Tsunami. Es kommt Entspannung….
Alles Liebe für dich
Dein
ÜBER DEN AUTOR
Andreas Breyer
Ich bin Andreas, zweifacher Vater, Coach mit mehreren Ausbildungen und ich praktiziere leidenschaftlich Körpertherapie. ich unterstütze Menschen dabei, sich von alten belastenden Ereignissen und Mustern zu befreien, Selbstzweifel loszulassen und neuen Selbstwert aufzubauen. Mehr zu mir...
Videotraining:
"Wie du endgültig mit schlechten Gefühlen und alten negativen Verbindungen abschließt"
Bitte nicht schauen, wenn du etwas verändern willst!